Südafrika - Erster Flugtag

05.02.2009 - Fliegen, Reisen

Heute muss ich in die Luft! Fredi hat sich im Internet und auf Google Earth für mich umgeschaut, was die nähere Umgebung flugtechnisch zu bieten hat. Der näheste Eintrag scheint falsch zu sein: Windenschlepp direkt in Durbanville. Kann nicht sein. Der zweite Tipp spricht von einem 80 Meter Hügel namens "Rondebassie": Sowohl dynamisch wie auch thermisch gut fliegbar (bei 80 Meter Höhe???). Na gut, mal sehen. Corinne, Fredi und ich fahren gegen 11 los und machen uns auf die Suche nach den angegebenen Koordinaten.

Wir cruizen wieder durch die herrliche Landschaft, jedoch da wo der Hügel sein sollte, erstrekt sich nur topfebenes Weideland. Wir fragen auf der nächsten Farm nach dem Weg. Die Hitze im Auto steigt derweil stetig. Wir seien total falsch. Rondebassie liege am anderen Ende, nähe Durbanville. Also wieder zurück über staubige Strassen.

Endlich, nach etlichem Zickzack-Offroad-Abbiegen finden wir eine Tafel nach Rondebassie. Sackgasse auf einem Hof. Fredi fragt nach dem Startplatz. Der sei geschlossen worden. Super. Danke www.paragliding365.com! Eine Stunde in der brütenden Mitagssonne für nix. Auf dem Weg zurück in die Zivilisation sehe ich rechter hand einen wunderschönen Hügelrücken mit vielen hellen Tupfen. Sieht wie ein Leopardenfell aus. Ich will da hoch! Wenn nötig auch zu Fuss. Wir starten noch einen Versuch auf der anliegenden Weinfarm. Ins Office zitiert klärt eine nette Dame uns auf: Ja es werde hier geflogen, aber der Zugang sei von der anderen Hügelseite. Wir sollen auf der anderen Weinfarm fragen. Und weiter gehts. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Wir gelangen auf die malerische Weinfarm 'Meerendal', nun auf der richtigen Hügelseite. Ich erkundige mich nach dem Weg und einer Flasche Wasser. Ich erhalte beides. Noch immer zu dritt machen wir uns ohne empfohlennen 4x4 auf den Feldweg richtung Hügel. Es geht steiler und steiler hinauf. Ich habe Angst, dass Fredis Auto auf einer Weg-Kuppe oder einem Schlagloch steckenbleibt und entschliesse mich die zweite Hälfte zu Fuss weiter zu gehen. Corinne macht sich wie immer Sorgen und ich muss versprechen keinen "Seich" zu machen. Ich versprechs, verabschiede mich und gehe unter Mittagssonne und in der brütenden Hitze los.

Der Aufstieg die zweiten 100 Meter ist in einer halben Stunde gemeistert. Oben angekommen merke ich, dass ich zu wenig getrunken habe und bin froh die Wasserflasche dabei zu haben. Ich keuche und brauche ne Viertelstunde um mich zu erholen. Der Hügel bietet eine schöne Rundumsicht. Ich male mir schon den Flugweg aus, falls ich Höhe machen kann. Aber erst muss ich abheben könnnen! Der Wind ist sehr stark und der Hügel zu 99% mit bauchhohem Gestrüp überwachsen. Aber ich finde doch noch den gerodeten Startplatz: 10 auf 10 Meter Wiese inmitten von Dornenbüschen, eingezäunt mit Stacheldrat.

Ich teste den Wind mit dem Windmesser: 10-20km/h. Die Böhen manchmal bis 25km/h. Tja, das wird ein ruppiges Unterfangen bei dem Wind zu starten. Ich breite meinen frisch getesteten (und für okay befundenen) Gleitschrim aus und kontrolliere alle Leinen. Trotz brütender Hitze schlüpfe ich in meinen schwarzen Flug-Overal und setze auch den Helm. Handschuhe nicht vergessen. Angurten und allen Mut für den Start zusammensuchen. Aber das Vario fipst schon und spornt mich an.

Ich ziehe den Schirm rückwärts, sachte hoch bis der Wind greift, lasse ihn aber gleich wieder los. Herzklopfen. Der Wind pfeift durch den Helm. Ich gebe mir einen Ruck und ziehe den Schirm hoch in den Wind. Der Schirm zieht so fest, dass ich nachgeben muss und mit dem Schirm richtung Stacheldraht renne. Im letzten Moment ziehe ich die Bremse. Der Schirm kommt auf und ich vor dem rostigen Hag zum stehen. Mist. 1:0 für den Wind. Ich ziehe meine Flugausrüstung aus und mache mich daran meinen Schirm aus seiner Misslichen Lage zu befreien. Dauert eine geschlagene halbe Stunde. Aber ich nimms gelassen. Ist nicht der erste und wohl auch nicht der letzte Startabbruch.

Um 14 Uhr wage ich den zweiten Start. Diesmal mit mehr entschlossenheit und nach längerem beobachten der Wind-, bzw. Thermik-zyklen. Und tatsächlich: Ich erwische eine ruhige Phase, kann den Schirm in den Wind stellen, mich ausdrehen und kämpfe mich vorwärts durchs dichte Gestrüpp den Abhang runter. 1:1 für mich vs. Wind. Zum Glück bleibe ich nirgends hängen. Und endlich bin ich South Africa airborn!!!

Ich erwische tasächlich den Thermikschlauch welchen ich schon vom Startplatz aus durch einige kreisende Vögel erspät habe. Biip-Biip-Biip. JUHU!!! Kaum 5 Minuen in der Luft, schon kreise ich auf 500 Meter über dem Startplatz. 5 Minuten Später wieder auf 100 Meter über startplatz. Dann wider Hoch auf 500. Wie ein Jojo. Der Wind zerreist immer wieder die Thermik und der Flug gleicht mehr einem wilden Ritt. Aber die Aussicht über die Landschaft bis zum mehr ist herrlich. Der Visier Hök scheint nun genug nahe und als ich wieder mal auf 500 Meter hoch bin, mache ich mich nach 30 Minuten in seine Richtung auf. Ich verliere kaum Höhe über den trockenen Feldern und bin guten Mutes. Ein herrliches Gefühl. Aber ich muss gegen den Wind ankämpfen und komme kaum vorwärts. Nun sinke ich doch langsam.

Ich peile einen recht grossen, freien, Fleck zum landen an. Ein Hügel wie sich beim Anfliegen herausstellt. Aber kein Problem ich ziele auf die Spitze, komme aber kaum noch vorwärts, weil der Wind mir sehr stark entgegen bläst. Ich beobacht nach vorne gebäugt den Schatten meines Schirmes am Boden. Noch 10 Meter unter mir. Der Schatten bewegt sich kaum vorwärts und ich habe die Spitze und damit die sichere Luv-Seite des Hügels noch nicht erreicht. Mist. Noch 5 Meter unter mir und der Schatten bewegt sich nun deutlich rückwärts. Shit! Nun geht alles sehr schnell. Ich erreiche den Boden welcher sich aber schnell rückwerts bewegt. Ich versuche rückwärts zu rennen, werde aber sofort vom Gleitschirm, welcher nun vollends vom Bodenwind erfass wird, nach hinten und zu Boden gerissen und quer durch die Landschaft geschleift. Nach ca. 10 Metern komme ich zum liegen.

Ich rapple mich fluchend auf und sehe die 10 Meter lange Furche welche meine Landung in den Hügel gezogen hat. Der Hügel war doch viel Steiler als von oben vermutet. Shit. Genau ins Lee gelandet. Schlechte Idee. Im hohen Grass lagen doch einige Steine und ich begann meine Schürfungen und Prellungen zu zählen. Waren doch einige. Vorallem die Hüften rechts haben den ersten Bodenkontakt absorbiert. Autsch. Das gibt blaue Flecken. 2:1 für den Wind.

Glücklicher Weise sind Fredi und Corinne nach einem Telefonat schon nach einer Viertelstunde zur Stelle. Ich mache einen doch etwas lädierten Eindruck und werde zuhause gut umsorgt. Ich verspreche bis nächste Woche eine Flugpause einzulegen.

Corinne und ich lassen den Tag am Pool mit Lesen ausklingen. Bloss nicht bewegen - au!

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